Frauen und Kinder: Kollateralschäden des Jihad

Frauen und Kinder: Kollateralschäden des Jihad


Was soll man dann mit der Tatsache anfangen, dass Muslime selbst – weder „westlichen Medien“ noch „Vorurteile gegen Muslime“ – gewohnheitsmäßig auf dem Gegenteil bestehen?

Frauen und Kinder: Kollateralschäden des Jihad

„Jihad ist in erster Linie ein Mittel zur Selbstverteidigung – und selbst dann ist das Töten von Kindern, Frauen und den Gebrechlichen zusammen mit mutwilliger Zerstörung von Besitz und Tieren selbst in einem legitimen Krieg verboten.“ Das behauptet der islamische Gelehrte und ehemalige Präsident der Malediven (1978 bis 2008) Abdul Gayoom: „Die Definition und der Zweck des Jihad ist von westlichen Medien und allgemeiner Ignoranz sowie Vorurteilen gegen Muslimen verleumdet worden.“

Was soll man dann mit der Tatsache anfangen, dass Muslime selbst – weder „westlichen Medien“ noch „Vorurteile gegen Muslime“ – gewohnheitsmäßig auf dem Gegenteil bestehen? Anfang des Monats zum Beispiel

behauptete einer der drei radikalislamistischen Extremisten, die planten ein Wohngebäude in Paris zu sprengen, Babys zu töten sei gemäß dem islamischen Prophet gerechtfertigt. Aymen B., einer der drei Verschwörer (die anderen waren Sami B. und ein weiterer Mann namens Amine A.), schrieb, dass der Prophet Mohammed Jihadisten autorisierte „den Feind bei Nacht anzugreifen, was das Risiko birgt Babys und Kinder zu töten“.

Obwohl die von ihnen gelegte Bombe entdeckt und neutralisiert wurde, war sie Berichten zufolge „stark genug, dass sie, wäre sie explodiert, das Gebäude zerrissen hätte“, was viele getötet hätte, einschließlich Familien und Kindern in 29 Wohnungen.

Was die Frage des Tötens von Babys und Kindern – in der Tat jeden, der im Islam als möglicherweise unschuldig betrachtet wird – angeht, so ist sie bereits vom Cheftheoretiker des Jihad, Al-Qaida-Führer Ayman Zawahiri, in seinem Abhandlung „Jihad, Märtyrer und das Töten von Unschuldigen“ (erstmals 2007 in The Al-Qaida Reader, S. 137-171 übersetzt und veröffentlicht) genau untersucht und beantwortet worden. Was seinen Bericht so besonders nützlich macht, ist, dass er weder die Worte der „westlichen Medien“ noch die Worte der angeblich fehlgeleiteten muslimischen Jugend beinhaltet, sondern die einzigen Worte, die wichtig sind, wenn es darum geht zu bestimmen, was im Islam erlaubt ist und was nicht: diejenigen Allahs (im Koran), seines Propheten Mohammed (im Hadith), des Konsens der ulema (ijma‘) und die Verwendung analogischer Schlussfolgerungen (qiyas).

Zawahiri beginnt mit der Fragestellung:

Unter die Ungläubigen gemischt, gegen die die Mudschaheddin im Krieg vorgehen, befinden sich diejenigen, die zu töten nicht erlaubt ist – also Muslime, Dhimmis, Frauen und Kinder und so weiter. Muss deshalb der Jihad, der unser Auftrag ist, aufgegeben werden, um ihr Blut zu schützen, oder ist die – versehentliche oder absichtliche – Tötung eines von ihnen angesichts der höchsten Güter vergeben, die mit dem Führen des Jihad gegen die Ungläubigen, den Feinden Allahs, des Höchsten, verwirklicht wird?

Nachdem er die verschiedenen Denkschulen durchgeht, reduziert Zawahiri sie auf drei Hauptansichten:

Die erste Ansicht: völliges Verbot … Die zweite Ansicht: totale Legitimierung mit Blutgeld und Wiedergutmachung [als Preis]… Die dritte Ansicht: Es ist erlaubt die Götzendiener zu beschießen, selbst wenn Muslime und die, die nicht getötet werden sollen, miteinander vermischt sind, solange es für die Muslime die Notwendigkeit oder Verpflichtung gibt das zu tun oder wenn sie nicht zu treffen zu einer Verzögerung des Jihad führt. Was Blutgeld und Wiedergutmachung angeht, so wird über diese individuell geurteilt. Diese [dritte] Ansicht ist diejenige, an der wir festhalten, das heißt erlaubter Beschuss um den Jihad voranzutreiben und niemals Verzögerung zu bewirken.

Damit präsentiert Zawahiri Al-Qaida als den „Mittelweg“ einschlagend. Immerhin gibt es reichlich Präzedenzfälle, die die zweite Ansicht – praktisch ungestraften Beschuss Ungläubiger, selbst wenn Unschuldige unter sie gemischt sind – bestätigen. Er zitiert al-Awza’i (707 – 774), den Gründer der frühesten islamischen Rechtsschule, einer madhlab:

Die Biografen berichten, dass der Prophet die Einwohner von Ta’if belagerte [630] und mit Katapulten auf sie schoss, trotz seines Verbots Frauen und Kinder zu töten. Er machte das im vollen Bewusstsein, dass Frauen und Kinder getroffen werden würden, denn es war nicht möglich sie zu unterscheiden. Das demonstriert, wenn Muslime im Krieg mit Leuten gemischt waren, es dennoch erlaubt war auf sie zu schießen, solange die beabsichtigten Ziele die Götzendiener waren. Bei einer anderen Gelegenheit wurde der Prophet gefragt, ob es erlaubt war die Götzendiener im Dunkeln anzugreifen, wenn dies dazu führt, dass ihre Frauen und Kinder getroffen werden. Er [Mohammed] antwortete: „Sie [Frauen und Kinder] gehören zu ihnen [den Ungläubigen].“ Er befahl auch immer, wenn diejenigen, die seine Armeen angreifen wollten, zustimmten zu beten [d.h. den Islam annahmen], dann sollten sie in Ruhe gelassen werden, wenn aber nicht, dann mussten sie angegriffen werden. Das ist der Kurs, dem die rechtschaffenen Kalifen [während der arabischen Eroberung Persiens, Ägyptens und Syriens ca. 632 bis 661] folgten. Und es ist bekannt, dass wer immer einem solchen Kurs folgt, Ungläubige beschießt, zwangsläufig ihre Frauen und Kinder trifft, die zu töten ansonsten verboten ist. Dasselbe gilt, wenn sich unter ihnen Muslime befinden. Es ist vorgeschrieben, dass dies [die Möglichkeit Frauen, Kinder und Muslime zu treffen] nicht von einem Angriff auf sie, vom Schießen von Pfeilen und der Nutzung anderer Waffen abhält – selbst wenn man fürchtet einen Muslim zu treffen. … Er sollte niemals seine Pflicht aufgeben, weil irgendwelche Muslime versehentlich, nicht absichtlich, getötet werden könnten. Wer immer stirbt, befindet sich in den Händen Allahs und wir vertrauen darauf, dass er ein Märtyrer ist. [Hervorhebungen hinzugefügt]

Darüber hinaus betont Zawahiri seine gesamte Abhandlung hindurch wiederholt, dass die Diskussionen der ulema dazu, ob das Leben von Mitmuslimen, Frauen und Kindern den Jihad verhindern sollte, immer im Zusammenhang mit offensivem Jihad stattfanden – der vorrangigen Erscheinungsform des Jihad die gesamte Geschichte hindurch, wenn Muslime in nichtmuslimisches Territorium eindrangen, aus keinem anderen „dringenden Grund“ als zu erobern, zu plündern und zu unterwerfen. In einem defensiven Jihad jedoch, den Al-Qaida und selbst der Islamische Staat zu führen behaupten, und wo der Islam selbst als von der „Kreuzritter-Zionisten“-Allianz angegriffen wahrgenommen wird, verblassen all diese Fragen in den Hintergrund von Muslimen, die auf jede erdenkliche Weise kämpfen. So schrieb selbst der herausragende „Scheik des Islam“ Ibn Taymiyya (1263 bis 1328):

Defensiver Krieg ist die entscheidendste Form der Kriegsführung, weil wir einen Eindringling von unseren Heiligtümern und Religion abwehren. Er ist eine einhellig akzeptierte Pflicht. Dem Glauben zufolge gibt es keine höhere Pflicht als den eindringenden Feind zurückzuschlagen, der den Glauben und die Welt korrumpiert. Es gibt dafür weder Regeln noch Abmachungen; er muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vertrieben werden. Unsere fachkundige ulema und andere stimmen darin überein. Es ist unerlässlich zwischen dem Zurückschlagen der eindringenden, unterdrückerischen Ungläubigen [defensiver Jihad] und ihn bis in sein eigenes Land zu verfolgen [offensiver Jihad] zu unterscheiden. …Auf Grundlage des Konsenses der ulema sind die Muslime, die versehentlich getötet werden, Märtyrer und der verpflichtende Jihad sollte nie aufgegeben werden, weil er Märtyrer schafft. [Hervorhebung hinzugefügt]

Zawahiri schließt:

Was die dubiosen Leute angeht, die sagen, der Jihad sollte wegen gewisser Unklarheiten [dem Töten unschuldiger Zivilisten] erst einmal aufgegeben werden, so lasst sie wissen, dass den Glauben zu verlieren ein viel größerer Schaden ist als Geld oder Leben einzubüßen. Darüber hinaus sehen wir, dass die ‚Unklarheiten‘, von denen sie reden, angesichts dessen, was wir hier sorgfältig dargelegt haben, keinen Wert haben – besonders die Tatsache, dass das, was die Mudschaheddin in vielen Ländern unternehmen mit defensivem, nicht mit offensivem Jihad zu tun hat.

So sieht die islamische Standardsicht dazu aus, wann und warum der Jihad geführt werden sollte – und wer getötet werden darf und wer nicht. Vielleicht lautet die Erkenntnis aus all dem: Solange Muslime sich als in der Verteidigung befindlich betrachten und/oder darstellen – und die meisten Muslime, ob nun „moderat“ oder „radikal“, betrachten die muslimische Welt als in der Defensive, einschließlich der jungen Muslime, die planten in Paris ein Gebäude zu sprengen und selbst die meisten Mitglieder des Islamischen Staates und praktisch jede andere Terrororganisation – wird im Jihad alles erlaubt sein.


Autor: Raymond Ibrahim
Bild Quelle: Screenshot


Samstag, 17 April 2021

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